Der verzauberte Fremde by Nora Roberts

Der verzauberte Fremde by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783641120627
Google: AqgdAgAAQBAJ
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-11-24T23:00:00+00:00


7. KAPITEL

»Alan, was machst du denn hier?« Rowan bereute die Frage sofort. Ihr Ton war knapp und wenig willkommen heißend gewesen. Vielmehr anschuldigend. Sie sah es an Alans verletztem Gesichtsausdruck.

»Es sind jetzt über drei Wochen, Rowan. Wir dachten uns, du könntest dich über ein wenig Gesellschaft vielleicht freuen. Und, ehrlich gesagt …«, er strich sich das dichte blonde Haar aus der Stirn, »… dein letzter Anruf bei deinen Eltern hat sie doch ein wenig beunruhigt.«

»Beunruhigt?« Sie schnaubte und bemühte sich dann reumütig um ein Lächeln. »Ich sehe nicht, warum. Ich habe ihnen erzählt, dass ich mich hier häuslich eingerichtet habe und mich sehr wohl fühle.«

»Vielleicht ist es ja genau das, was ihnen Sorgen macht.«

Der ernste Blick aus seinen braunen Augen brachte ihr die ersten Gewissensbisse. Dann zog er seinen Mantel aus, legte ihn ordentlich über das Treppengeländer und löste eine ganze Lawine von Schuldgefühlen aus.

»Niemand von uns weiß, was du hier oben eigentlich tust. Oder was du dir davon erhoffst, dich hier abzukapseln.«

»Das habe ich doch alles schon erklärt.« Jetzt mischte sich auch Entmutigung in die Schuld. Es waren ihre Hütte und ihr Leben. Und beide wurden mit Beschlag belegt und infrage gestellt. Doch Rowans gute Manieren ließen sie Alan automatisch auffordern, sich zu setzen. »Möchtest du vielleicht einen Tee? Oder Kaffee?«

»Nein, danke.« Er setzte sich jedoch. Eine Gestalt, die seltsam steif und fehl am Platze wirkte, mit dem tadellos sitzenden grauen Anzug, dem weißen Hemd und der Krawatte. Welche makellos gebunden war. Alan wäre nie auf die Idee gekommen, sie zu lockern, nicht einmal für die lange Autofahrt hierher.

Er sah sich im Zimmer um, während er sich in einen Sessel beim Feuer setzte. Seiner Ansicht nach war das Blockhaus sehr rustikal und viel zu abgelegen. Wo war denn hier die Kultur? Die Museen, die Büchereien, die Theaterbühnen? Wie hielt Rowan es nur aus, sich wochenlang irgendwo in den einsamen Wäldern zu vergraben?

Er war sicher, sie brauchte nur einen kleinen Anstoß, und sie würde ihre Sachen zusammenpacken und mit ihm kommen. Ihre Eltern waren derselben Meinung gewesen.

Er lächelte sie an, dieses schiefe, leicht hilflose Lächeln, das seine Wirkung bei ihr nie verfehlt hatte. »Was, um alles in der Welt, machst du hier nur den lieben langen Tag?«

»Das habe ich dir alles in meinen Briefen berichtet, Alan.« Sie saß ihm gegenüber, lehnte sich ein wenig vor. Dieses Mal würde sie es ihm so erklären, dass er verstand. »Ich nehme mir eine Auszeit, um nachzudenken, um ein paar Dinge zu klären. Ich mache lange Spaziergänge, lese, höre Musik. Ich zeichne viel. Um genau zu sein …«

»Rowan, für ein paar Tage ist das sicherlich eine wunderbare Entspannung«, unterbrach er sie. Geduld und Nachsicht trieften förmlich aus seiner Stimme, dass Rowan automatisch die Zähne zusammenbiss. »Aber das hier ist doch kein Ort für dich. Man kann in deinen Briefen zwischen den Zeilen leicht erkennen, wie du die Einsamkeit völlig romantisierst, das Leben in einer kleinen Hütte mitten in der Einöde.« Er versuchte wieder sein Lächeln, doch diesmal zeigte es keine Wirkung.

»Ich bin glücklich hier, Alan.



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